Es kommt wohl jedem bekannt vor, die feuchten Hände, die nicht aufhören wollen zu zittern, dieses Kribbeln im Bauch und die komplette Anspannung im Körper, wenn man sich unter fremde Menschen begibt. Man spricht von immerhin 75% der Menschen, die nicht, wie sonst, ganz normal aufgeregt sind, vor einem Seminar oder einem Vortrag, sondern bei denen die Symptome viel stärker ausgeprägt sind. Bei diesen Menschen spricht man von einer sozialen Phobie.
Kann man sich selbst heilen bei sozialer Phobie?
Sicherlich kommt es erstmal auf das Stadium der Phobie an. Man hat täglich Kontakt mit Menschen, die man vielleicht noch nie vorher gesehen hab. Dies kann beim Einkaufen oder Terminen sein, ebenso wie bei einem sonst völlig normalen Arzttermin. Es liegt an einem selbst, ob man in der jeweiligen Situation in der Lage ist ein Gespräch zu führen oder nicht.
Es ist für uns völlig selbstverständlich, sich mit der Kassierin im Supermarkt, mit dem Postboten, den Krankenschwestern bei Arzt oder der Nachbarin zu unterhalten. Doch Menschen, die unter sozialer Phobie leiden, haben in solchen Situationen ganz negative Gedanken, die sie darin hindern, ein Gespräch zu beginnen.
- Vielleicht ist die andere Person gar nicht an einem Gespräch mit mir interessiert?
- Wie soll ich denn ein Gespräch überhaupt anfangen?
- Vielleicht ist das Gesprächsthema für den anderen ja viel zu banal?
- Ich spreche lieber niemanden an, damit keiner sieht, wie unsicher ich bin!
- Ich verspreche mich bestimmt und langeweile den gegenüber!
- Ich will mich niemanden aufdrängen!
Bei diesen und anderen negativen Gedanken bildet sich in den Betroffenen eine Angst vor Misserfolg und Ablehnung. Somit wird die reale Situation überhaupt nicht mehr wahr genommen.
Was kann man erreichen?
Wenn man den ersten Schritt in die richtige Richtung tut, so kann man das Gefühl bekommen, dass man dazu gehört und man fühlt sich einfach erleichert und verspürt wieder Zufriedenheit und Freude. Denn was ist, wenn man ein sehr positives Gespräch mit einer Person hatte, wo man lachen konnte, so wird einen dieses freudige Gefühl den restlichen Tag begleiten. Man könnte durch ein nettes Gespräch eine neue Bekanntschaft vielleicht auch Freundschaft bekommen und man weiß, dass man in der Lage ist neue Kontakte zu knüpfen.
Gibt es auch ein Risiko?
Welches Risiko hat man denn? Zum einen könnte man bemerken, dass die andere Person gerade nicht bereit für ein Gespräch ist oder man einfach nicht miteinander harmoniert. Aber mehr kann man doch eigentlich nicht verlieren, denn mit jeder Erfahrung, die man sammelt, stärkt man sich selbst.
Was kann man gegen die soziale Phobie genau tun?
Es kommt natürlich auf die Ausprägung der sozialen Phobie an. Wenn man lange Zeit bereits unter dieser Phobie leidet, so braucht man dringend eine völlig neue Einstellung zu Zurückweisungen und Ablehnungen. Das sonstige Denkmuster muss ich grundlegend ändern, denn wenn die andere Person nicht an einem Gespräch interessiert ist, so heißt das nicht automatisch, dass dies etwas mit einem selbst zu tun hat. Man sollte sich dann sagen:“ Ich versuche ein Gespräch mit einer anderen Person. Wenn diese Person nicht darauf eingeht, so ist das natürlich schade, aber es hat nichts mit mir persönlich zu tun.“. Manchmal ist man eben nicht in der Stimmung sich mit jemanden zu unterhalten, dies kennt sicherlich jeder.
Menschen mit sozialer Phobie gehen meistens mit gesenktem Kopf. Dabei ist der Blickkontakt zu anderen Menschen wichtig, um Interesse zu signalisieren. Mit einem Lächeln oder einem freundlichen Kopfnicken kann man die Empfangsbereitschaft der anderen Person heraus finden.
Small talk hat sich bei Menschen mit sozialen Phobien stark bewährt, da man beim Small talk immer die Möglichkeit hat, das Gespräch schnell zu beenden. Zum Einstieg in das Gespräch eignen sich Themen über die aktuelle Situation, beispielsweise im Supermarkt, wenn man nach einer Empfehlung eines Produktes fragt. Man kann ein Gespräch auch über die andere Person anfangen, beispielsweise, wenn man sich öfters im Park trifft. Man sollte beim Small talk nicht über sich selbst anfangen zu reden. Es gibt so viele gute Möglichkeiten, über die man sich unterhalten kann.
Wenn man den Weg nicht allein schafft
Natürlich klingen die Vorschläge völlig einfach, aber für Menschen, die schon viele Jahre unter sozialer Phobie leiden, ist dies ein gewaltiger Schritt. Diesen allein zu gehen ist oftmals sehr schwierig, deshalb sollte man sich einer Selbsthilfegruppe anschließen, denn dort findet man Menschen, denen es ebenso geht und ein Gespräch kommt in einer Selbsthilfegruppe relativ schnell zustande.
Die soziale Phobie sollte nicht den Alltag der Menschen beherrschen. Es ist völlig natürlich, wenn man Lampenfieber vor Auftritten oder Vorträgen hat, aber sobald man merkt, dass diese Gefühle sich verstärken, sollte man etwas dagegen tun.